Freitag, 15. Februar 2013

Wut



Manchmal meint man, Wut sei ein gutes Gefühl, gerade wenn man sich in einer Trennung befindet. Natürlich, Wut bringt einen auf Distanz und man meint dann plötzlich dass sich die Ketten lockern, die einem das Herz zusammenschnüren und das plötzlich der Abstand zur Situation da ist, den man sich als letztlich heilsam erhofft. Auf einmal meint man gar nichts mehr vom anderen wissen zu wollen und glaubt sicher zu sein, dass es doch so besser sei. Doch allzu schnell verraucht der spontane Zorn und mit ihm wird auch dieser Hauch von Erleichterung wieder zu einem bloßen Schemen, einer Idee in weiter Ferne, der man nachstrebt ohne das Gefühl zu haben, ihr je nahe gekommen zu sein. 

Es gilt also die kurzen Momente zu nutzen, wie bei einem Sprint in Etappen und bei jeder sich bietenden Gelegenheit das gewonnene Gelände vor allem zu halten, statt wieder zurückzufallen. Doch ist es mit dem Ende einer Liebe wohl wie mit dem Bergsteigen: ist man nicht beharrlich und fokussiert droht man immer wieder zurückzufallen und selbst wenn man diese Bedingungen erfüllt ist der Weg „über den Berg“ ein mühsames und zähes Unterfangen. 

Und es ist ein einsames. Freunde und Familie können einem eine unschätzbare Hilfe sein, wie ja auch der Bergsteiger Seil und Haken unbedingt braucht, doch letztlich kommt es doch auf seinen Willen an um dem schroffen Fels zu trotzen, ihn zu überwinden und wieder aufzusteigen aus den Schatten in die er geworfen wurde. Gerade am Anfang kann ihm Wut dabei ein Antrieb sein, ein Dorn in seiner Seite, der ihn aus seiner Lethargie reißt und über die ersten Meter bringt. Aber ist sie erst einmal aufgezehrt, so muss ein Ziel vor Augen die müden Arme stützen und die geschundenen Beine zum nächsten Schritt zwingen.

1 Kommentar:

  1. Gedankendriften, neuronale Rutschpartie und keine Streckenbegrenzungen in Sicht. Hätten wir in Momenten wie diesen doch einen Kippschalter für den Hinterkopf – Gedankenverkettung aus, Rückenmark ein, die Sinne schalten auf Durchzug.

    Existenzielle Fragestellungen sollten allenfalls ein Zeitvertreib für wochenendliche Gelage sein, doch scheint das Unterbewusstsein dies nicht zu verstehen. Ist es zum Verrücktwerden oder gerade fürs Verrücktsein? Was machen die meisten von uns den Tag für Tag, außer unseren Leib am Leben zu erhalten? Genusssucht, fressen, rauchen, Entertainment.

    Ekelhafte Anbiederungen an ein Bildnis, dem wir ohnehin nicht entsprechen können. Dabei wäre es so leicht sich zu entschleunigen, bevor man bei voller Fahrt in die Umfriedung hinein rauscht. Durch Verzicht sowie jene Ruhe, welchen Verzicht erst ermöglicht.

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