Freitag, 22. Februar 2013

panta rhei

Alte Geschichten fallen aus neuen Gesichtern, fallen auf den Tisch und liegen dort wie aufgebahrt, so dass sich ein jeder der Runde genötigt sieht, die fahlen Leiber mit ein paar Worten zu bedecken.
Die Erinnerung an das was war - was und wer wir einst waren - legt sich wie bei einem schlecht synchronisierten Film über das, was wir sind und verzerrt den Ton der Wirklichkeit. Aus Freunden wurden durch Zeit, Distanz und Unachtsamkeit Fremde, die nicht mehr wissen, wer ihnen da eigentlich gegenüber sitzt, unfähig Kontinuität zwischen das leicht verschwommene Bild in ihrem Kopf und den allzu klaren Menschen auf der anderen Seite des Tisches zu bringen. Aus Affektion gegenüber der Vergangenheit versucht man krampfhaft über die Tatsache hinwegzusehen, dass sich Menschen auf unterschiedlichen Pfaden nun einmal unterschiedlich entwickeln. Es steigt aber eben niemand zweimal in den gleichen Fluss und so können wir uns noch so gut daran erinnern, an welcher Untiefe wir besagte Wasser vor Jahren gemeinsam durchquerten: alles, was damals war, ist längst mit der Strömung davon getragen worden. Was bleibt sind die alten Geschichten und die Möglichkeit, in den neuen Gesichtern vielleicht wieder Freunde zu finden.

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