Samstag, 16. Februar 2013

Kokon



Die Wirklichkeit sickert langsam durch den zähen Schleier der letzten Nacht und drängt wieder die gleichen, unwillkommenen Gedanken in mein noch benommenes Bewusstsein. Noch in mein Bettdeck verwickelt fühle ich mich für einen Moment wie eine Larve, deren Kokon  kurz davor steht aufzubrechen. Doch ich will das nicht. Ich bin noch nicht bereit dafür. Meine Flügel sind noch zu klein und vermögen mich nicht zu tragen.  Völlig verklebt sind sie an meinen Rücken gepresst – wie sollte ich damit fliegen? Dort draußen scheinen überhaupt nur Mühsal und Plackerei ohne Lohn auf mich zu warten, während es in meinem Puppenhaus doch so behaglich und warm ist. Das Leben ist fern und so fremd und macht mir Angst. Was soll ich überhaupt dort draußen? Schwirren nicht schon genug schillernde Falter elegant durch die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages? Was hätte ich dort verloren? Ich würde doch nur unbeholfen von einer Böe zur nächsten gewirbelt in einem ziellosen Taumel ohne allen Halt und niemand würde es auch nur bemerken.
Doch Natur und Wirklichkeit sind ohne Erbarmen. Der Kokon der Nacht bricht auf, die Wirklichkeit bricht über mich herein und ich stehe auf, stelle mich einem weiteren Tag ohne dich und den Böen, dir mir das Leben entgegen wirft.

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