Sonntag, 17. Februar 2013

alte Dame



Seit über 10 Jahren kennen wir uns nun mittlerweile. Du hast friedlich auf den Boxen meiner Stereoanlage gedöst, wenn Metallica wieder die einzige Zuflucht vor den Streitereien nebenan bot. Mein Drehstuhl war dein fester Platz für die Nacht und davon konnten dich auch geschlossene Türen nicht abbringen. Fast war man sich manchmal nicht mehr sicher, ob das nun mein oder dein Zimmer war. 

Gekämpft haben wir bis aufs Blut – naja zumindest bis auf meins, so dass meine Unterarme an manchen Tagen so emo aussahen, wie sich die Texte auf dieser Seite zum Teil wohl lesen mögen. Doch das war egal, denn was waren schon ein paar Kratzer gegen dieses tief zufriedene Schnurren vom Stuhl am Kopfende neben dem Bett? 

Du hast mit mir Physik gelernt und bist bei meinem ersten Leibeskummer nicht von meiner Seite gewichen. Du hast stets auf mich gewartet wenn ich heim kam und als ich dann letztlich auszog, bist du vom Warten tatsächlich ganz krank geworden. 

Noch heute ist kaum eine Bewegung vertrauter als dich hinter deinen Ohren zu kraulen, wenn du wieder einmal dein Köpfchen sanft aber bestimmt gegen meinen Arm drückst. 

Wenn ich so zurück blicke, kommt es mir manchmal vor als wären wir Calvin und Hobbes gewesen, nur mit weniger Schlittenfahren. Aber wie will man das in Mecklenburg Vorpommern auch gescheit anstellen? Die Norddeutsche Tiefebene hat ihren Namen ja nicht von ungefähr. 

Inzwischen bist du eine alte Dame mit so mancher Macke und einem Hang zur zickigen Attitüde. Aber wenn du dich dann wieder neben meinen Kopf legst und ich das sonore Vibrieren deines Schnurrens fast schon mehr fühle als höre, kann ich für einen flüchtigen Moment wieder der junge Mann voller Hoffnungen und Träume sein, der ich vor langen Jahren einmal war. 



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