Der Tag beginnt früh mit
Krämpfen, Träumen von Clowns und verstörender Verfolgung. Im Bus leidet die
Ansage unter Demenz und wiederholt in einem fort die Haltestelle, bis man
endlich an der nächsten angelangt ist, wo das Spiel wieder von vorne beginnt. Fast
scheint es als könnte sie ihre Vergangenheit nicht los lassen und klammere sich
an das Wort als letzten Bezugspunkt zu einem Ort, der hinter ihr liegt. Zu all
dem fällt ein leichter Nieselregen in das noch trübe Licht eines neuen Tages ohne dich
und damit ohne die Möglichkeit etwas davon mit dir zu teilen.
Das ist das eigentlich Schwerste
neben der fehlenden Nähe. Ich träume wieder völlig für mich allein und weiß
nichts von deinen nächtlichen Reisen. Das Leben schrumpft zusammen auf einen
allzu überschaubaren Raum, aus dem scheinbar nichts nach außen dringt in all
die parallelen Lebenswelten und –Wirklichkeiten. Abschottung, Isolation und ich
vermag scheinbar nichts zu ändern so sehr ich mir auch die Fäuste blutig
hämmere an dem ehernen Schott, durch dessen
schmales Bullauge mir gerade noch ein verzerrter Blick auf die Welt außerhalb meiner
selbst möglich ist – und viel zu oft der Eindruck entsteht, dass ich dort draußen
dann dein Leben vorbeiziehen sehe. Dein neues Leben ohne mich, das durch die
schmale Öffnung, durch die ich blicke, so strahlend und verlockend erscheint.
Ich wüsste gern, was sich darin
alles tut, was dich bewegt und welche Gedanken dich umtreiben und will es im
Grunde doch nicht wissen, denn noch liegen zwischen uns scheinbar
unüberwindlich Lagen um Lagen von Enttäuschung und Bitterkeit. Was will ich
also von deinem Leben hören, wenn ich doch davon abgeschnitten hier drinnen
gefangen bin? Quält man einen Häftling nicht am meisten mit Geschichten von der
Freiheit? Oder gibt man ihm damit Hoffnung? Doch welcher Mut sollte mir daraus
erwachsen, dass sich dein Leben nunmehr von meinem fort bewegt, das die Distanz
womöglich wächst bis sie nichts mehr zu überbrücken vermag? Es ist nicht so,
dass ich dich nicht glücklichen wissen mag, es erscheint mir nur so ungerecht,
dass ich hier wegen dir in der Kälte hocke, während du dein Herz, das sicher
auch unter einem kalten Hauch erschauert, dort draußen in der Sonne wärmen
kannst. Du musst das, das verstehe ich. Du kannst gar nicht anders, das ist mir
klar. Aber deswegen muss es ja noch lange kein erträglicher Gedanke sein, denn
einst war meine Umarmung alles was du brauchtest um die frostigen Nächte zu
überstehen.
Heute schließen sich in den
dunklen Stunden meine Arme nur noch um mich, wollen Halt geben – nur nicht mir.
Und so liege ich da, mit verkrampftem Herzen und warte auf den nächsten Traum,
den ich nicht mehr mit dir teilen darf.
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