Seit über 10 Jahren kennen wir
uns nun mittlerweile. Du hast friedlich auf den Boxen meiner Stereoanlage
gedöst, wenn Metallica wieder die einzige Zuflucht vor den Streitereien nebenan
bot. Mein Drehstuhl war dein fester Platz für die Nacht und davon konnten dich
auch geschlossene Türen nicht abbringen. Fast war man sich manchmal nicht mehr
sicher, ob das nun mein oder dein Zimmer war.
Gekämpft haben wir bis aufs Blut
– naja zumindest bis auf meins, so dass meine Unterarme an manchen Tagen so emo
aussahen, wie sich die Texte auf dieser Seite zum Teil wohl lesen mögen. Doch
das war egal, denn was waren schon ein paar Kratzer gegen dieses tief
zufriedene Schnurren vom Stuhl am Kopfende neben dem Bett?
Du hast mit mir Physik gelernt
und bist bei meinem ersten Leibeskummer nicht von meiner Seite gewichen. Du
hast stets auf mich gewartet wenn ich heim kam und als ich dann letztlich
auszog, bist du vom Warten tatsächlich ganz krank geworden.
Noch heute ist kaum eine Bewegung
vertrauter als dich hinter deinen Ohren zu kraulen, wenn du wieder einmal dein
Köpfchen sanft aber bestimmt gegen meinen Arm drückst.
Wenn ich so zurück blicke, kommt
es mir manchmal vor als wären wir Calvin und Hobbes gewesen, nur mit weniger
Schlittenfahren. Aber wie will man das in Mecklenburg Vorpommern auch gescheit
anstellen? Die Norddeutsche Tiefebene hat ihren Namen ja nicht von ungefähr.
Inzwischen bist du eine alte Dame
mit so mancher Macke und einem Hang zur zickigen Attitüde. Aber wenn du dich
dann wieder neben meinen Kopf legst und ich das sonore Vibrieren deines
Schnurrens fast schon mehr fühle als höre, kann ich für einen flüchtigen Moment
wieder der junge Mann voller Hoffnungen und Träume sein, der ich vor langen
Jahren einmal war.
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