Die Wirklichkeit sickert langsam
durch den zähen Schleier der letzten Nacht und drängt wieder die gleichen,
unwillkommenen Gedanken in mein noch benommenes Bewusstsein. Noch in mein Bettdeck verwickelt fühle ich
mich für einen Moment wie eine Larve, deren Kokon kurz davor steht aufzubrechen. Doch ich will
das nicht. Ich bin noch nicht bereit dafür. Meine Flügel sind noch zu klein und
vermögen mich nicht zu tragen. Völlig
verklebt sind sie an meinen Rücken gepresst – wie sollte ich damit fliegen? Dort
draußen scheinen überhaupt nur Mühsal und Plackerei ohne Lohn auf mich zu
warten, während es in meinem Puppenhaus doch so behaglich und warm ist. Das
Leben ist fern und so fremd und macht mir Angst. Was soll ich überhaupt dort
draußen? Schwirren nicht schon genug schillernde Falter elegant durch die
ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages? Was hätte ich dort verloren? Ich würde
doch nur unbeholfen von einer Böe zur nächsten gewirbelt in einem ziellosen Taumel
ohne allen Halt und niemand würde es auch nur bemerken.
Doch Natur und Wirklichkeit sind
ohne Erbarmen. Der Kokon der Nacht bricht auf, die Wirklichkeit bricht über
mich herein und ich stehe auf, stelle mich einem weiteren Tag ohne dich und den
Böen, dir mir das Leben entgegen wirft.
Realpathogenese.
AntwortenLöschenKrankheit menschlicher Grenzen.