Ein Abschied tut weh - dass das keiner Frage
bedarf ist wohl aus den letzten, rührseligen Einträgen mehr als deutlich
geworden. Aber noch verletzender ist ein Abschied, der Fragen aufwirft und
Dinge im Unklaren lässt und so erschwert oder unmöglich macht, dass man einfach
mit einer Sache abschließen kann, die einem nur weh tut.
Ehrlichkeit ist dann so eine Sache, die genau das
zu verhindern vermag, also dass man sich immer weiter quält und kein Ende
findet. Sind beide aufrichtig zu einander, dann tut das zwar weh, es erlaubt
aber auch jedem einen klaren Schnitt zu machen und auch wenn die Analogie
sicher schon allzu oft gebraucht wurde, so stimmt es doch, dass nur eine
saubere Wunde wirklich heilen kann. Wühlt man immer wieder darin herum,
verzögert das nicht nur den Heilungsprozess, es führt im schlimmsten Fall zu
Infektionen. Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sind daher wie ein Skalpell, mit
dem das beschädigte zwischenmenschliche Gewebe aufgetrennt wird um dem
Heilungsprozess eine Chance zu geben.
Umso schlimmer also, wenn der Anschein von
Heimlichtuerei aufkommt. Plötzlich steht alles in Frage und man fängt an zu
wundern und zu wühlen. Dass das nicht gesund ist, ist einem dabei leider sogar
nur allzu bewusst, was alles nur noch schlimmer macht. Zweifel am anderen,
Zweifel an sich selbst - das ist kein heilsames Serum, das ist pures Gift.
Nun kann freilich Unaufrichtigkeit so manchen
Grund haben: Man will dem anderen nicht noch mehr wehtun, man will sich nicht
rechtfertigen müssen oder man will mit der ganzen Situation gerade einfach
nicht konfrontiert werden, weil einem alles zu viel ist. Doch dabei sollte
bedacht werden, ob es einer dieser Gründe wirklich wert ist ein sauberes Ende
aufs Spiel zu setzen. Und was hätte man durch Ehrlichkeit überhaupt noch zu verlieren? Letztlich muss einem wohl klar sein: echte Narben sind schon nur in den seltensten Fällen
schön. Narben auf der Seele sind es für gewöhnlich nie.
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