Mittwoch, 27. März 2013

Dank

Habe ich mich eigentlich schon bei dir bedankt? Dafür, dass du mich hast so hoch steigen lassen wie nie, bis ich vor lauter Höhenrausch kaum noch klar denken konnte, nur um mich dann wieder hinabzustoßen, hinunter auf den harten Boden der Realität und noch tiefer; tief in die lichtlosen Abgründe meiner selbst, wo schauderhafte Gestalten nur auf meinen Sturz gewartet haben um über mich herzufallen wie ein Rudel ausgehungerter Hunde. Nein, oder? Dann lass mich jetzt die Gelegenheit ergreifen, denn Dank gebührt dir ohne Zweifel. Ich hätte mich doch nie den Dämonen in mir gestellt, hättest du sie nicht mit meinem noch schlagenden Herz in deinen blutigen Händen von ihren Ketten befreit. Sich ihrer nun zu erwehren mag nicht leicht sein, aber immerhin habe ich jetzt die Gelegenheit sie ein für alle Mal zu erschlagen, statt stetig in Furcht zu leben, sie könnten eines Tages ausbrechen.

Du hast mich zurückgeworfen auf mich selbst und mich mit mir allein gelassen. Doch nur aus dieser Einsamkeit und Verzweiflung konnte die Gewissheit erwachsen, dass auch an den tiefsten Punkt des Abgrunds noch ein Fetzen Licht dringt. Ein hartes Licht zwar, in dem aber so viele Dinge weitaus klarer und lebendiger erscheinen, als sie es je im Rausch der Höhe waren, der den Geist vernebelt hat. Erst wenn sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, entdeckt man wieder, was in den Schatten verborgen lag, unsichtbar, so lange einem die Sonne ins Gesicht schien.

Und habe ich mich schon für den Raub meiner Hoffnungen erkenntlich gezeigt? Wie viel leichter lebt es sich, wenn nicht Erwartungen in einem fort mit einer Wirklichkeit kollidieren, die blind und taub ist für die zarten Stimmen der Hoffnung. Durch dich bin ich aus dem Traum gefallen in eine Realität, die keine Träume kennt. Was du mir gestohlen hast, kann mir nun niemand mehr nehmen und so kann ich gelassener in die Zukunft blicken, in der es für mich nichts mehr zu verlieren gibt. Ohne Glauben an ein besseres Morgen, gibt es keine enttäuschende Dämmerung.

Ich weiß jetzt mehr über mich, als ich vielleicht je wissen wollte und ich wäre sicher auch ohne diese Lektion zufrieden alt geworden. Nichtsdestotrotz danke ich dir; für diese Lehre und den kurzen Rausch davor, der dafür gesorgt hat, dass sie umso mehr schmerzte und damit umso prägender war. Ich werde nie vergessen, was du mir angetan hast; aber auch dich nicht und nie wieder mich selbst.

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