Dienstag, 26. März 2013

auf leisen Sohlen

Du schleichst dich noch immer ab und an auf leisen Sohlen ungebeten in meine Träume, flüsterst dort zuckrige Worte der Vergangenheit, an denen der Träumer kleben bleibt und deine substanzlosen Lippen heben vieles von dem, was ich versenkt und vergessen wähnte aus der Dunkelheit ins Zwielicht des Traums. Ich weiß, dass diese schöne Chimäre nicht du bist. Sie ist die Manifestation dessen, was ich in dir sah, was ich von dir glaubte und weit entfernt von dem, was du jetzt bist. Vielleicht sogar weit entfernt von dem, was du je warst. Ich weiß auch, dass sie nicht mit deiner Zunge spricht, sondern nur tief sitzenden Erinnerungen eine Stimme verleiht – vielleicht ja weil diese sich gegen das Vergessen wehren wollen. Wer weiß.

Meinem Verstand ist das alles in jedem wachen Moment bewusst und diese Traumgespinste, so emotional sie auch sein mögen, lassen nicht einmal mein Herz mehr so bluten wie einst. „No more tears, my heart is dry“ heißt es sehr treffend bei einem gerade ziemlich beliebten Israeli. Doch völlig unbeeindruckt lassen mich die Begegnungen mit dem Abbild meiner verlorenen Hoffnung leider auch nicht. Es ist keine Trauer mehr, aber doch Wehmut, denn das Trugbild, was du zu sein vorgibt, webt aus den Geschichten von gestern kunstvoll ein Märchen von dem, was morgen hätte sein können und die simple Schönheit dieser kurzen nächtlichen Vision, sowie die verpassten Gelegenheit auf Glück sind es, die bittersüß in meinen Morgen sickern.


Asaf Avidan & The Mojos & Shlomi Shaban - Reckoning Song

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